21.08.2015 Abstecher nach San Juan de la Peña

Die Herbergsmutter in Santa Cilia hat uns angeboten, unsere überflüssigen Sachen im Spint in der Pilgerherberge einzuschießen, so dass wir unseren Abstecher ohne Zelt, Isomatten, Schlafsäcken und noch einigen anderen hier überflüssigen Sachen machen können. Unsere Rucksäcke schrumpfen erheblich und das ist auch gut so. Die Strecke ist fast ebenso steil wie der Aufstieg in die Pyrenäen, nur hier kommt noch die brütende Hitze hinzu. Heute werden wir zudem noch von Bremsen genervt, meine Hose ist immer noch nass und baumelt deshalb am Rucksack, meine Leggins sind viel zu warm, aber trotzdem: der Weg gehört wieder zu den richtig schönen Wegen. Wir nutzen jeden schattigen Platz um tief durchzuatmen und meine Wasserflasche ist bald leer. Tina trinkt wie immer viel zu wenig, sie hat ihre Reserveflasche noch nicht einmal angebrochen und so erreichen wir auf den letzten Tropfen Santa Cruz de la Serós.

Diese Adler - oder sind es Geier? kreisen wenn überhaupt nur über den Nationalparks. Das war auf der französischen Seite so, hier in der Sierra San Juan de la Peña.

21.08.2015 Abstecher nach San Juan de la Peña


Bis jetzt haben wir keine Kirche auf unserem Weg ausgelassen, hier machen wir besonders gerne halt - also heißt es Rucksack absetzen, Schuhe ausziehen, barfuß durch das grüne Gras laufen (wo auch immer das Gras das Wasser dafür gefunden hat), Wasser trinken - auch wenn diese Kirche so nach gar nichts aussieht, Tina versucht Fotos zu machen - erfolglos.

Der steinige steile Weg ist wieder ganz nach meinem Geschmack. Spätestens jetzt ist Tina restlos davon überzeugt, daß man auch auf einem Jakobsweg Trekking-Stöcke dabei haben sollte. Unsere Hände und Hosenboden kommen an besonders schwierigen Stellen wieder zum Einsatz.

21.08.2015 Abstecher über Santa Cruz de los Serós nach San Juan de la Peña


Das kleine Bergdorf schmiegt sich in die Hügel der Sierra ein und ist erst kurz vor dem Dorfanfang in unserem Blickfeld. Unser Hotel können wir von hier aus noch nicht sehen, es erscheint erst nach der nächsten Kurve. Dieses beliebte Ausflugsziel in Aragonien scheint überregional bekannt zu sein, wir sehen sogar ein deutsches Autokennzeichen.
Der Weg ist wesentlich besser ausgeschildert als wir erhofft hatten. Genau genommen: Genauso gut wie der Hauptweg, nur fehlen hier die nervigen Kilometerangaben. Diese Strecke entspricht genau meinen Erinnerungen, so habe ich den Camino Aragón in meinem Gedächtnis bewahrt. Schade, davon ist leider nur diese Etappe übrig geblieben.

21.08.2015 Abstecher nach San Juan de la Peña

Beim Aufstieg zum Neuen Kloster genießen wir ein letztes Mal den Blick auf die Pyrenäen und ersparen uns den Umweg zum "Balcon de Pyrenées". Wir haben soviele schöne Ausblicke dort oben genossen, jetzt brauchen wir vorrangig Wasser, denn Tina hat mir ihre Ersatzwasserflasche gegeben und ich habe sie bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken.

Im neuen Kloster machten wir kurz Pause und kauften uns die Eintrittskarten zum Monasterio. Der Kartenverkäufer empfahl uns den Bus zum Alten Kloster, er drängte uns sogar den Bus zu nehmen, der Weg hinunter sei für Touristen zu gefährlich. Wir schauten etwas empört, aber als wir die Touris dort mit ihren Sommerschühchen und Turnschuhen auf dem Weg herumklettern sahen, konnten wir nur ahnen, daß dort täglich der Krankenwagen vorbeikommt um die verunglückten Wanderer mit verstauchten und gebrochenen Knochen ins Krankenhaus zu fahren.

Unsere Trekking-Stöcke und Wanderschuhe sind hier die große Ausnahme, sind aber für uns hier dringend nötig.

21.08.2015 San Juan de la Peña

San Juan de la Peña hat insbesondere seine Berühmtheit durch die zahlreichen Legenden erhalten, der Wahrheitsgehalt lässt sich allerdings genausowenig prüfen wie der in der Jakobuslegende. Dennoch: Ich glaube daran, denn das Kloster liegt versteckt unter dem Berg und war vor neugierigen Blicken schon im Mittelalter geschützt. 

Hier wurde angeblich der heilige Gral versteckt und von Tempelrittern bewacht, andere Legenden behaupten, dass es sich um einen Krug aus dem 1. Jahrhundert handelte und das Blut Jesu Christi aufgefangen haben soll, dieser wird mit Jacobus in Verbindung gebracht, welcher ihn nach Spanien brachte.

Etliche biblische Gestalten ranken sich um dieses geschichtsträchtige Bauwerk, welches ein wichtiges Zeugnis im Jakobuskult des Mittelalters ist.

21.08.2015 San Juan de la Peña


Dieses Monasterio schmiegt sich elegant unter den Berg und von oben nicht zu sehen. Es war das ideale Versteck im Mittelalter, die in der Höhle versteckte natürliche Quelle sorgte für eine gute Wasserversorgung und unter dem Kloster befinden sich Gruften. Es ist sehr gut vorstellbar, daß hier tatsächlich der heilige Gral versteckt war, auch wenn das Kloster selbst erst im 11. Jahrhundert errichtet wurde.

21.08.2015 San Juan de la Peña


21.08.2015 San Juan de la Peña

fließend Wasser im Haus und das im Jahr 1134. Meine Oma hatte bis 1960 einen Brunnen hinter dem Haus, aus dem sie das Wasser holte. Damit ist bewiesen, die Aragonier sind uns in der Zivilisationsgeschichte um 930 Jahre voraus, auch wenn es sich hier um eine natürliche Quelle handelt.





21.08.2015 Abstecher nach San Juan de la Peña



21.08.2015 auf dem Rückweg nach Santa Cruz de los Seros

Gegen 18:00 machen wir uns auf den Rückweg nach Santa Cruz, wir wollen vor der Dunkelheit im Dorf sein. Wie schon so oft, abwärts geht es wesentlich schneller als aufwärts - wir hätten uns noch eine gute weitere Stunde dort oben gönnen können. Um diese Uhrzeit ist auch die Sonne erträglich. Um die Gegend anzuschauen müssen wir allerdings jedes mal stehen bleiben. Jeder Schritt will achtsam gesetzt werden.